Zug der Erinnerung in Opladen
Der Museumszug, der vom Verein »Zug der Erinnerung e.V.« organisiert wurde, will damit die Erinnerung an die mehrere hunderttausend Kinder aus Deutschland und dem übrigen Europa wachhalten, die von den deutschen Besatzungsbehörden verschleppt und auf dem Schienennetz in die Konzentrations- und Vernichtungslager des NS-Regimes geschleust wurden, weil sie Juden waren oder anderen verfolgten Bevölkerungsteilen angehörten.   

Der Halt in Leverkusen-Opladen war von der Kulturvereinigung Leverkusen e.V. angeregt worden. Sie hatte auch die örtliche Vorbereitung übernommen.

Oberbürgermeister Ernst Küchler hatte am Freitagmorgen die Eröffnung des Zuges vorgenommen und den Besuch der Ausstellung als »schmerzlich« bezeichnet und dem »Zug der Erinnerung« Dokumente über drei deportierte Jugendliche aus Wiesdorf und Opladen übergeben. Sie wurden entsprechend dem Konzept der Veranstalter in die Ausstellung miteinbezogen.

Zug der Erinnerung in Opladen Viele Besucher der Ausstellung zeigten sich beeindruckt von der Präsentation, die ihnen bisher unbekannte Erkenntnisse über die Nazizeit vermittelt hätten. Besonders wurde von manchen die Darstellung der Biografien damals Verantwortlicher für die Deportationen und ihre späteren  Karrieren nach Kriegsende als  wichtig bezeichnet, weil darüber nie etwas erfahren hätten.

Die Kulturvereinigung Leverkusen e.V. hatte in einem Grußwort an den Zug  darauf hingewiesen, warum sie den Bahnhof Opladen als Halt für wichtig ansah, weil auch in der Stadt noch viele Fakten wenig bzw. unbekannt seien. Darin heißt es: »Hier befand sich jenes Bahnausbesserungswerk, in welchem es in der Nazizeit zu (wenn auch vereinzelten) Widerstandsaktionen von Arbeiter gegen die Nazis kam und das vor einigen Jahren von jenem Bahnvorstand platt gemacht wurde, der jetzt von der Initiative »Zug der Erinnerung« horrende finanzielle Forderungen erhebt.« Angesichts dieser skandalösen Haltung des Bahnvorstandes wäre es zu begrüßen, so heißt es weiter, wenn jene Unternehmen, die in der Zeit des Faschismus von der Ausbeutung der Zwangsarbeiter profitierten, mit Spenden die verdienstvolle Initiative »Zug der Erinnerung« unterstützen würden. Der »Zug der Erinnerung« böte schließlich auch die Möglichkeit mit der Suche nach Kindern und Jugendlichen zu beginnen, die in Leverkusen Opfer der Nazis wurden. Dank der Mitteilung des Stadtarchivs Leverkusen – die durch Recherchen für die »Stolpersteine« Kenntnis davon bekam - wissen wir, dass drei Kinder von jüdischen Familien aus der Stadt deportiert wurden. Da heißt es wörtlich: »Eines der Kinder war Günter Salomon. Er wurde am 27. Oktober 1941 mit seinen Eltern von der Kölner Straße  weg verhaftet und ins Ghetto nach Litzmannstadt verschleppt, wo er starb. Musste die Familie Salomon ihren  Todesweg von diesem Bahnsteig antreten? Was war mit  anderen Kindern?  Wurden auch andere Naziopfer von diesem Bahnhof aus in Gefängnisse, Zuchthäuser und Konzentrationsläger transportiert? Gab es von diesem Bahnhof aus vielleicht auch Transporte jener Euthanasie-Opfer aus dem Krankenhaus in Langenfeld-Galkhausen? Und wie erging es den vielen Zwangsarbeitern, die im Reichsbahnausbesserungswerk schuften mussten und die von hier aus hin- und hertransportiert wurden?«

Die Haltung des Bahnvorstandes wurde von allen Besuchern, mit denen die Zugmitarbeiter sprachen, als »skandalös««. bezeichnet. Eine Frau meinte, mit Blick auf junge Schüler, die  von ihrem Taschengeld 50 Cent in die aufgestellte Spendendose  steckten: »Die Manager der Bahn sollten sich schämen und sich die Kinder zum Vorbild nehmen.« Ein anderer Besucher meinte. »Unglaublich, da  haben die Vorgänger der Bahn Geld am Transport in den Tod eingesackt und verlangen nun von den Leuten, die darüber informieren – was ja eigentlich die Bahn schon vor Jahrzehnten hätte machen  müssen - ebenfalls Geld. Ich kann nur sagen pfui Deibel!«. Andere Besucher erklärten sich bereit,  ihren Protest deutlich zu machen  und um Spenden für den Zug werben zu wollen. Von einigen Besuchern wurde auch die Frage nach der Unterstützung durch die andere offiziellen  Stellen gestellt. Dabei musste leider festgestellt werden, dass seitens der  Entscheidungsträger in Leverkusen kaum Interesse bemerkbar war.

Zug der Erinnerung in Opladen Der Energieversorgung Leverkusen und ihren Mitarbeitern danken wir für ihre Hilfe. Bei einem Abendessen zum Abschluss des Zuges im Kulturausbesserungswerk wurde von der Kulturvereinigung allen, die am großartigen Erfolg des Zuges in Opladen beteiligt waren, Dank ausgesprochen.

Leverkusen, 2. März 2008

Fotos: Reinhard Linse-Fotogalerie | Weitere Infos:

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