Kiel weiht »Ernst-Busch-Platz« ein
Am 2. September 2011 wurde in Kiel offiziell der »Ernst-Busch-Platz« eingeweiht. Der 2008, als wichtiger gestalterischer Baustein der Kieler Kai-City fertiggestellte »Wasserplatz am Germaniahafen« trägt nun den Namen Ernst Buschs. Kiel war Buschs Geburtsstadt, in der er im Jahre 1900 zur Welt kam und bis zu seinem Umzug nach Berlin (1927) zum größten Teil gelebt und gearbeitet hatte.
Die Umbenennung des Platzes erfolgte auf Antrag des Ortsbeirates Gaarden, dem innerheralb der Kieler Ratsversammlung zugestimmt worden war. Neben Dr. Walter T. Rix (Literaturwissenschaftler und wissenschaftlicher Direktor der Kieler Christian-Albrechts-Universität), hielten außerdem Bruno Levtzow (Vorsitzender des Ortsbeirates Gaarden) und Torsten Albig (Oberbürgermeister der Stadt Kiel) eine Rede zur zeremoniellen Einweihung des Platzes. Als besonderer Gast wohnte Ernst Buschs Sohn (Ulrich Busch) der Veranstaltung bei, die außerdem durch den Ernst-Busch-Chor der Stadt Kiel umrahmt wurde.
Kiels Oberbürgermeister Torsten Albig:
»Wir möchten mit der Platzbenennung die Leistungen einer Kieler Künstlerpersönlichkeit mit komplexer Biografie würdigen. Ernst Busch war ein brillanter Schauspieler und Sänger. Er war aber auch ein politisch engagierter Mensch, der sein Leben lang gegen Faschismus und für die Rechte der Arbeiter eintrat. In Kiel war Busch Werftarbeiter, beteiligt am Matrosenaufstand von 1918 und schließlich Schauspieler am Kieler Stadttheater.«
Wer weiß ob es für Ernst Busch vorstellbar gewesen wäre, dass in seiner Geburtsstadt eines Tages ausgerechnet ein SPD-Bürgermeister mit diesen Worten einen Platz nach ihm benennen würde. Immerhin erinnerte sich die SPD, als es um eine Entscheidung zur Platzbenennung ging, noch an einen Ernst Busch aus Kiel – während die CDU in einer Pressemitteilung verlauten ließ, Ernst Busch sei unbekannt. Dafür erinnerte sich die CDU noch sehr gut an den SPD-Reichspräsidenten Friedrich Ebert, nach dem sie den »Wasserplatz am Germaniahafen« stattdessen benennen lassen wollte. Statt einem Befürworter und Teilnehmer des Matrosenaufstandes von 1918 sollte der Platz nach Auffassungen der CDU also lieber nach dem (mit Arbeiterblut befleckten) Sozialdemokraten Ebert benannt werden. Jenem Ebert, der nicht geringfügig daran beteiligt war, die Novemberrevolution von 1918 und den Januaraufstand von 1919 blutig niederzuschlagen. Jene Ereignisse in der deutschen Geschichte, in denen nicht nur unzählige revolutionärer Arbeiter niedergemetzelt wurden und man revolutionäre Persönlichkeiten wie Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermorden ließ, sondern die deutsche Sozialdemokratie auch für immer manifestiert hat, auf wessen Seite sie im Klassenkampf tatsächlich steht.
Dieses Mal war es die SPD, die neben der Linken, SSW, Grünen und »Direkte Demokratie«, mit der Mehrheit ihrer Stimmen für einen Ernst-Busch-Platz plädierte und dazu beitrug sich gegen CDU und FDP durchzusetzen. Dass dies anstelle der CDU-Vorschläge »Friedrich-Ebert-Platz« oder »Gaardener Wasserplatz« geschah, hatte von Seiten der SPD wohl keine tiefgründigen Hintergedanken. Denn wovon und warum sollte sich die SPD schon reinwaschen wollen? Und trotzdem erinnert das Ganze irgendwie an Ernst Buschs Seifenlied.
V.E.
Quelle: Arbeiterlieder Archiv
Foto: Ernst-Busch-Gesellschaft e.V.
- Ernst Busch – Schauspieler und Sänger.
Materialien des Internationalen Wissenschaftlich-künstlerischen Kolloquiums anläßlich des 100. Geburtstages Ernst Buschs am 22. Januar 2000. Herausgeber: Freundeskreis Ernst Busch, Berlin 2003, 160 S. Preis: 10 € - Kampflieder