Manfred »Manni« Demmer ist am 2.12.2009 gestorben
Manni du wirst uns fehlen!
Ein kleiner Nachruf
Wir waren jung und hatten uns als Gruppe gerade erst gefunden, als wir diesen bärtigen »alten« Mann auf einem Bündnistreffen zu unserer ersten 9. November-Demo kennen lernten.
Räumlichkeiten für eine Antifaschistische Jugendgruppe?
»Kein Problem — trefft euch doch bei uns in der Karl-Liebknecht-Schule. Bezahlen müsst ihr nichts wir haben doch alle keine Kohle.« Das waren damals seine Worte und wir wurden mit offenen Armen empfangen.
Anfangs wirklich »nur« ein Bündnispartner wurde er im Laufe der Zeit aber zu viel mehr — zu einem wahren Genossen und Freund.
Ganz egal ob politische und strategische Fragen oder auch persönliche Dinge — Manni hatte immer ein offenes Ohr.
Dabei war es völlig egal ob es die Kids aus seiner Nachbarschaft waren, für die er eine Art Sozialarbeiter war, für uns als Verbündete im Kampf gegen Faschismus, soziale Ausbeutung und Krieg, für die jungen Genossen der SDAJ oder seine »alten« KollegInnen der DKP, der Kulturvereinigung und der VVN-BdA.
Mit welcher Frage oder welchem Wehwehchen man auch zu ihm kam er hat sich immer damit auseinandergesetzt und versucht mit Tipps und Ratschlägen zur Seite zu stehen.
Unermüdlich war sein alltäglicher Kampf.
Der antifaschistische Kampf.
Der Kampf gegen Ausbeutung, Sozialabbau, Unterdrückung und Krieg.
Der Kampf gegen das Vergessen und für eine humanere Gesellschaft und für ein friedliches Miteinander.
In diesem Kampf hat er nie ein Blatt vor den Mund genommen, hat sich völlig unbeirrt die Finger wund geschrieben und getippt wenn er es für nötig hielt.
Immer an ALLE wurden seine Briefe und Mails verschickt, an die Presse, sämtliche Politiker und alle die er informieren wollte — denn es sollten auch immer alle wissen, dass er niemals ruhig und leise war.
Zu den unterschiedlichsten Themen hat er gearbeitet. Fungierte wie ein Geschichtsbuch — wusste immer alle Daten und Namen aus dem Kopf.
War ständiger Besucher der (Stadt)Archive der Region und immer der Vergangenheit auf der Spur.
Er hat viel zur Geschichte der NS-Diktatur erforscht und geschrieben,
- hat sich zum Arbeitskampf regionaler ArbeiterInnen solidarisch geäußert,
- hat die Landesgartenschau auf einer Giftmülldeponie nicht außer Acht gelassen,
- hat für die Benennung der Günther-Weisenborn-Straße gestritten,
- hat sich zu Krieg und sozialer Ungerechtigkeit immer verhalten.
Er war hartnäckig im Verteilen von selbst gedruckten Flugblättern.
Durch seine Arbeit als stellvertretender Vorsitzender in der Kulturvereinigung Leverkusen hat er die kulturelle Landschaft Leverkusens geprägt, sei es durch die Antifaschistischen Filmtage die er in regelmäßigen Abständen mit veranstaltete, oder Konzerte, Lesungen und Diskussionsabende zu den unterschiedlichsten Themen.
Bei Demos und Kundgebungen war er immer als lebende Litfasssäule präsent und hielt seine kraftvollen Reden lieber ohne Mikrofon.
So manches Mal hat er auf seiner Quetsche gespielt.
Ein weiteres Steckenpferd von ihm waren die Stolpersteine, wo er zu einigen fleißig recherchierte und deren Verlegungen auch außerhalb von Leverkusen vorantrieb.
Nicht zuletzt initiierte er die Kampagne »pro NRW — NEE!«, zusammen mit der Aktion »Gesicht zeigen« — ein Großplakat gegen »pro NRW« am Opladener Bahnhof.
Manni wurde 1943 in Hilden geboren, nach der Volksschule absolvierte er eine Schlosserlehre, danach machte er Zivildienst in einem Altersheim, und wurde dann Offsetdrucker und Gewerkschaftsmitglied,
er war langjähriges DGB-Ortskartell-Mitglied in Haan, Ortsvorstandsmitglied der Gewerkschaft IG Druck und Papier in Hilden und Mitbegründer der DKP in Hilden.
Als Sohn eines politisch Verfolgten der Nazis war Manfred Demmer seit 1974 Mitglied der VVN-Bund der Antifaschisten, dessen Landesvorstand NRW er angehörte.
Manni war langjähriger technischer Mitarbeiter beim Parteivorstand der DKP in Düsseldorf und Bonn, und danach ab 1991 Arbeiter in einer Siebdruckerei in Neuss, seit 1993 hat er in Leverkusen gewohnt wo er zu guter Letzt die gute Seele der Karl-Liebknecht-Schule am Stadtpark war.
Er wird an allen Ecken und Enden fehlen.
Manni — wir vermissen dich jetzt schon!
Kein Vergessen des antifaschistischen Widerstands.
In Trauer
Leverkusen, den 3.12.09
KULTURAUSBESSERUNGSWERK
Antifaschistische Aktion LEVerkusen – [AALEV]
Flüchtlingsrat Leverkusen
Rheinisches Institut für Geschichte und Gedächtnis
Rote Hilfe e.V. Ortsgruppe Leverkusen
W.Erk-Theater
Bildergalerie Fotos: Reinhard Linse & VVN-BdA