90 Jahre nach der Erschießung von Albin Köbis und Max Reichpietsch

Foto von Max Reichpietsch und Albin Köbis

Im September vor neunzig Jahren wurden in der Wahner Heide bei Köln zwei Menschen vom Staat ermordet, deren Sinnen und Trachten es gewesen war, das sinnlose Blutvergießen nicht mehr mit zu machen, in das die kaiserliche Generalität Millionen Menschen getrieben hatte. Sie wollten das bis dahin fürchterlichste Gemetzel der moderneren Weltgeschichte nicht mehr mitmachen, wollten den ersten Weltkrieg beenden.

Sie wollten nicht mehr auf dem Schlachtfeld geopfert werden, welches lediglich Rüstungsprofiteuren, Militärs und reaktionären Politikern noch als das »Feld der Ehre« erschien. Sie hatten die Lügen von dem angeblichen für »Kaiser, Volk und Vaterland« geführten Krieg durchschaut, hatten aus dieser Erkenntnis heraus ihr Handeln beschlossen: Kein Kriegsschiff darf mehr auslaufen.
Mit ihrem Widerstand leiteten sie jene Anfänge einer Entwicklung ein, die unter dem Namen der Novemberrevolution in Deutschland in die Geschichte einging. Wegen ihres Handelns wurde in der Folge das alte Hohenzollern-System, das sich auf reaktionäre Politik, mächtige Kapitalgruppierungen und Militarismus stützten konnte, überwunden. Manche demokratische Errungenschaft konnte sich deshalb Bahn brechen.
Die in der Weimarer Republik entstandenen Hoffnungen wurden jedoch bald enttäuscht.
Die Kräfte, die mit der Novemberrevolution überwunden schienen, bekamen nach und nach wieder Oberwasser, sie schufen den Boden mit, auf dem der Faschismus gedeihen konnte.

Die Erinnerung an Albin Köbis und Max Reichpietsch wurde getilgt

1945 von Faschismus und Krieg befreit, hatte das Gedenken an die revolutionären Matrosen, an Albin Köbis und Max Reichpietsch, in Ost und West, und später in der BRD und in der DDR einen anderen Stellenwert. In der DDR waren sie Teil der Geschichte der Arbeiterbewegung, in der offiziellen BRD Meuterer („Aufrührer“) oder Unpersonen.
Wir wollen nicht, dass Albin Köbis und Max Reichpietsch vergessen werden, dass sie aus dem Bewusstsein und der Geschichte der BRD getilgt werden.
Wir erinnern an Aktivitäten in der BRD, als Naturfreundejugend, Falken, Gewerkschafter und andere (damals Verbotene) diese Geschichte der Vergangenheit entrissen und die am 50. Jahrestag am Ort der Erschießung von Albin Köbis und Max Reichpietsch in der Wahner Heide zusammen kamen, um die beiden Matrosen und ihre Tat zu ehren.
Daran wollen wir anknüpfen, denn was damals möglich war, sollte auch heute nicht unmöglich sein.
Deshalb rufen wir auf, am 8. September 2007 in Porz-Wahn zu einer Ehrung anlässlich des 90. Jahrestages zusammenzukommen.
  1. Wir wollen dort dieser beiden Männer gedenken – aber zugleich auch in ihrem Sinne gegen die immer fortschreitende Militärspirale, welche die Regierungen der Bundesrepublik seit Jahren drehen, unseren entschiedenen Protest erheben.
  2. Wir wollen keine – dem Grundgesetz widersprechenden – Militäreinsätze!
  3. Wir wollen keine deutschen Soldaten in anderen Ländern!
  4. Wir wollen in Frieden und Toleranz mit anderen Völkern leben!
  5. Wir wollen Konflikte mit politischer Entscheidung und nicht mit militärischen Mitteln lösen helfen!
  6. Wir wollen nicht, dass Tausende Milliarden Dollar und Euro im Mord-. Raub und neokolonialen Kriegen verpulvert werden und Hunderte Millionen Kinder, Frauen und Männer verhungern oder wegen fehlender medizinischer Versorgung sterben! Das ist Völkermord!
  7. Wir wollen keine Propaganda, die Völker in neue Kriege hetzt!
  8. Wir sind für Friedens- statt Kriegsproduktion!
  9. Wir sagen „Nein“ zum Krieg, unter welcher Losung er auch geführt wird!
  10. Wir nehmen uns Köbis und Reichpietsch zum Vorbild und sagen „Nein“ zu Imperialismus und Krieg.
Feuer raus aus den Kesseln der Kriegsmaschinerie!

Wir bitten den Aufruf zu unterzeichnen  rtf-logo