Wie bereits schon zur Tradition geworden, lädt auch in diesem Jahr die Kulturvereinigung Leverkusen e.V. zu den „Antifaschistischen Filmtagen“ in ihrem Haus Am Stadtpark 68 ein. Die Filmveranstaltungen sind eintrittsfrei und beginnen immer um 19.30 Uhr. In diesem Jahr soll sich schwerpunktmäßig mit dem Entstehen des Antisemitismus und des Faschismus befasst werden.
Es kommen folgende Dokumentar- Filme – die anschließend diskutiert werden können – zur Aufführung:
8.11. 2007 (Donnerstag)
1. Deutschnationale Judenfeindlichkeit
Der deutsche Dokumentarfilm von 1990 untersucht die Quellen, aus denen die Judenfeindlichkeit erwuchs. Mit der Zeit der Aufklärung, dem Beginn der Emanzipation und der allmählichen Assimilation in die deutsche Gesellschaft ging der nationalistische Antisemitismus einher, der so dem Nationalismus das notwendige Feindbild der Juden schuf, um zur Volksbewegung werden zu können. Gleichzeitig berücksichtigt der Film auch die Ereignisse im 20. Jahrhundert bis hin zur neuesten deutschen Geschichte.
2. Christlicher Antijudaismus
Auch wenn er durch den Nationalsozialismus seine zerstörerischste Ausprägung fand, so ist der Judenhass doch ein jahrhundertealtes Phänomen, das z. B. als christlicher Antijudaismus im Mittelalter auftrat und sich während der Reformation fortsetzte. Neben dieser Thematik geht dieser 1990 in Deutschland hergestellte Film ebenso auch auf die Ereignisse des 20. Jahrhunderts ein, bis zu den neuesten Entwicklungen in der deutschen Geschichte
3. Die Lüge und der Tod
Dieser 1988 in der DDR entstandene Film ist ein Memorial für die Opfer des Rassenwahns. Am 24.10. 1941 befahl der Chef der "Ordnungspolizei" mit Schnellbrief "Geheim", 50 000 Juden in den Osten abzuschieben. Was daraufhin am 1.11. und dem 4.12.1941 in 17 deutschen Großstädten geschah, wurde in Stuttgart gefilmt. Der Abtransport erfolgte nach peniblem Plan mit tödlicher Professionalität. Wie aus dem Erlass der Gestapo-Leitstelle an die Landräte und Polizeidirektoren zu ersehen ist, wurde keine Einzelheit übersehen. Der Film versteht sich als Requiem. Seine spröde Prosa ist kontrapunktisch montiert und wird von Stephan Hermlin gesprochen: "Es gibt keine Bewältigung der Vergangenheit außer der täglichen Bewältigung der Vergangenheit“
12.11.2007 (Montag)
1. Die Weimarer Republik 1918 - 1933
Dieser halbstündige 1988 produzierte Film behandelt Aspekte der Weimarer Republik, die deutlich machen, wie es möglich wurde, dass der Faschismus an die Macht kommen konnte. In Stichworten: Kriegführung im I. Weltkrieg - Hunger in Deutschland - Revolution in Russland - Friede von Brest-Litowsk - Kieler Matrosenaufstand - Ende des I. Weltkrieges - Abdankung des Kaisers - Rat der Volksbeauftragten - Revolution in Deutschland - Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts - Dolchstoßlegende - Weimarer Verfassung - Kapp-Putsch- - Rapallo-Vertrag - Besetzung des Ruhrgebiet - Inflation - Hitler-Putsch/1925 Tod Eberts - Vertrag von Locarno - Aufnahme in den Völkerbund/Young-Plan - Literatur - Kunst - "Goldene Zwanziger" Weltwirtschaftskrise - Aufstieg der NSDAP - Arbeitslosigkeit - Harzburger Front - Endphase der Weimarer Republik - 30.1.1933 Hitler Reichskanzler.
2. Hildegard Schimschok und die Dortmunder Gruppe Winzen
Der Film von 1988 gibt Einblicke in die Motive und das Handeln von Menschen, die als Gegner der Nazis aktiv wurden. Hildegard Schimschok erlernte nach der Volksschulzeit den Beruf einer Säuglingsschwester. Als Tochter eines Bergmannes und überzeugten Sozialdemokraten fand sie früh den Weg in die Sozialistische Arbeiterbewegung. Gemeinsames Lesen nicht nur politischer Literatur, Gespräche und Diskussionen formten Geist und Verhalten. Geprägt wurde sie vor allem durch Paul Winzen und die Freidenkerjugend, die sich 1932 in "Freier Wanderbund" umbenannte, um einem späteren Verbot durch die Nationalsozialisten zuvorzukommen. Frau Schimschok war bemüht, sich den alltäglichen Anpassungsforderungen im NS-Staat zu widersetzen. Bewusst entschied sie sich gegen das neue politische System und trat Ende 1933 der von Paul Winzen organisierten Widerstandsgruppe bei, der einstige Mitglieder der Freidenkerjugend, der Sozialistischen Arbeiterjugend und der Naturfreunde angehörten. Die illegale Organisation wurde durch einen Spitzel zerschlagen; 17 Gruppenmitglieder kamen in Einzelhaft. Paul Winzen wurde zum Tode verurteilt und 1942 hingerichtet, Hildegard Schimschok erst 1945 entlassen.
14.11.2007 (Mittwoch)
Der gewöhnliche Faschismus (Obyknovennyy fashizm)
1965 entstand unter der Regie von Michail Romm in der Sowjetunion dieser über zweistündige Film- Die Dokumentation sucht eine Antwort auf die Frage, "warum der einfache Deutsche Hitler gefolgt ist" „Romm hat sich auf die Suche nach einer sozusagen menschlichen Erklärung des unmenschlichen Phänomens gemacht. Das Außergewöhnliche, das kaum zu fassen ist, es sei denn in Fragen, musste irgendwo im Alltäglichen seine Wurzeln haben. Sie wollte Romm ausfindig machen“, schrieb dazu Eugen Kogon. „Wie ist es gekommen, dass im Zeitalter der allseitigen Aufklärung, der Wissenschaftlichkeit, der hochzivilisatorischen Technik, der sozialen Revolution, dies in Menschen und durch Menschen geschehen konnte? Durch Deutsche?“ Einige Szenen aus dem Film: Spielende Kinder, Liebespaare, Bilder aus dem Alltag in Moskau, Warschau und Berlin. Sympathische, liebenswerte und glückliche Menschen. Sahen jene Deutschen der dreißiger Jahre, die zu Barbaren wurden, anders aus? Wie werden aus zivilisierten Menschen gewöhnliche Faschisten? Michail Romm enthüllt vor allem die alltäglichen Aspekte des Nationalsozialismus. In mehreren Kapiteln geht er der Frage nach, wie der todbringende Wahn entsteht, was ihm vorausgeht – zu seiner Zeit ein neuer, persönlicher, fast intimer Zugang. Durch das Unspektakuläre der Beispiele lässt er vielfältige Assoziationen zu. Romms Werk war im eigenen Land nicht gern gesehen.
Die Tatsache, dass „Der gewöhnliche Faschismus“ 1965 auf dem Festival in Leipzig gezeigt und prämiert wird, machte ihn dann zu einem Meilenstein der Filmpublizistik. Der Film, in dem neben Naziverbrechern auch Sophie Scholl, Marlene Dietrich und andere zu sehen sind, wurde von der Jury der evangelischen Filmarbeit als Film des Monats Mai 1970 gekürt. In der Begründung heißt es. „Der vor fünf Jahren entstandene Film, der jetzt endlich auch in der Bundesrepublik einen Verleiher gefunden hat, enthält eine Fülle bisher unbekannten Dokumentarmaterials. Seine starke, gegen die Verfechter des "Endlich damit aufhören!" gerichtete Wirkung wird auch durch gewisse Einseitigkeiten in der Akzentuierung von Romms These nicht beeinträchtigt“