Anlässlich von mancher publizistisch fragwürdigen Tirade zur Fußballweltmeisterschaft  und des Ausscheidens der deutschen Nationalmannschaft stellte der stellvertretenden Vorsitzende der Kulturvereinigung Leverkusen e.V., Manfred Demmer, fest:

Jeder am Sport interessierte Mensch wird begrüßen, wenn sich Sportler zu Wettkämpfen treffen und somit der dem Sport inne liegenden Völkerverständigung dient. Doch leider wird dies immer mehr in Frage gestellt durch eine Kommerzialisierung und eine fragwürdige Fußballbegeisterung, die sich schon beim ersten Spiel der deutschen Fußball-Nationalelf, nach deren Sieg manifestierte. Gefördert durch wenig geBILDete Artikel (Lehmann unsere Hand Gottes) und anderen Schwachsinn verbunden mit einem übersteigerten nationalen Phrasentum, wurde eine Stimmung erzeugt, die mehr als bedenklich ist. Zudem wird man die Frage stellen müssen, ob da vielleicht noch andere Motive als die sportlichen hineinwirken?

Wir sehen diese Entwicklung mit Sorgen, findet doch zur gleichen Zeit auf der politischen Ebene der Kahlschlag des noch immer proklamierten Sozialstaates statt, der kein Grund zum Jubeln ist.

Zur gleichen Zeit werden Bundeswehrsoldaten entgegen Geist und Buchstaben der Verfassung außerhalb der Landesgrenzen eingesetzt, und die ersten kamen schon im Sarg zurück.

Zur gleichen Zeit werden die Soldaten darauf getrimmt, in den Ländern  gegen Angreifer vorzugehen um sich zu schützen, selbst wenn diese zum Militärdienst gepresste Kindersoldaten sind.

Zur gleichen Zeit sollen Ausländer (WM-Motto: Zu Gast bei Freunden), die hier leben und arbeiten wollen, einen Test ablegen, über ihr Verhältnis zu Deutschland und zur Verfassung. Das fordern ausgerechnet jene strammen Deutsche, deren politische Vorgänger einst im Bundestag erklärten, die Beamten des Bundes könnten nicht jeden Tag mit dem Grundgesetz unterm Arm herumlaufen; das fordern jene deutschen Politiker, die nichts unternehmen, Verfassungsvorschriften zum Durchbruch zu helfen bringen, wonach der Mensch und nicht der Profit im Mittelpunkt des Wirtschaftslebens zu stehen habe; das fordern jene Politiker, die wegen merkwürdigen Vorkommnissen, Bestechungen und wegen ertappter Lügen die demokratische Ordnung worüber sie salbungsvoll quasseln durchlöchern.

Aber, was solls, wir haben die Weltmeisterschaft im Land und wir sind nicht nur Papst (wie einst eine Meinungs machende Boulevard- Postille titelte), sondern- so wurde von Anfang angetönt auch Weltmeister zumindest wenns nach einer gewissen Verdummungsindustrie geht. Und deswegen wird diese Stimmung hoch gepusht.

Gegen diesen fröhlichen Nationalismus gilt es Front zu machen. Sich über ein schönes Spiel zu freuen und die Leistung anderer ehrlich an zu erkennen ohne in nationale Überheblichkeit (wie es bei der Sperre für Frings schon wieder durchklang) zu verfallen, ist weder mit dem stundenlangen Gröhlen von Deutschland, Deutschland noch mit der eingeBILDeten Anrufung Gottes, der Vorsehung, die schon ein anderer Gröfaz beschwor, zu vereinbaren.

Mit der Niederlage vom Dienstag ist der Traum von den hohen Weihen eines Weltmeisters ausgeträumt der raue Alltag hat uns wieder. Und damit auch die Weihen, das Deutschland dank jahrzehntelanger Politik unterschiedlichster Kabinette, Weltmeister ist, beim Sozial- und Demokratieabbau, beim Zuschanzen von Knete für die großen Kapitalgesellschaften und profitablen Aufträgen für die Rüstungsindustrie,  bei gleichzeitigem Belasten des Mittelstandes und der Bevölkerung. Und was spielt da eigentlich noch eine Rolle, das seit der Wiedervereinigung über 120 Menschen, die nicht in das Bild eines echten Deutschen passen, hier mit Mord und Totschlag daran gehindert wurden, Deutschland als Menschen anerkannt zu werden.
Schwamm drüber, mit den Weltmeisterschaften erleben, so der Herr Bundespräsident; die Menschen Deutschland als fröhliches, zuversichtliches Land, ein Land , das auf dem Weg ist, uns zu uns selbst zu bekennen, stolz zu sein auf das, was wir nach 1945 erreicht haben. Da taucht die Frage auf, warum die, die das Erreichte geschaffen haben - als die wehrwirtschaftlichen Vorgänger heutiger Konzernbosse und Bankiers noch im Knast saßen oder in der Versenkung verschwunden waren - die Arbeiter und Angestellten, die Trümmerfrauen mit  heutigen, kargen Renten, die von diesem reichen Land immer weiter gekürzt werden, für ihren entscheidenden Einsatz , von einem Dank nichts sehen. Eher das Gegenteil.

Die Kulturvereinigung Leverkusen e. V., deren Motto u. a.: Ja zum Weltkulturerbe Nein zu deutschen Leitkultur ist, tritt für einen freundschaftlichen Sportverkehr ein und wendet sich gegen einen auch als Fröhlichkeit getarnten überheblichen Nationalismus. Mit einem Gedicht, welches der Düsseldorfer Satiriker Gerd Semmer 1963 als sich der damalige Bundeskanzler über das Nationalgefühl ausließ, schrieb, möchte ich die Empfindungen deutlich machen, die mich und sicherlich nicht nur mich angesichts des fröhlichen Nationalismus bewegen.