Nicht in jedem Fall ist Toleranz die beste Antwort auf Intoleranz.
Prof. Dr. Rainer Forst (Goethe Universität) stellt fest: Nicht in jedem Fall ist Toleranz die beste Antwort auf Intoleranz.
Folgend ein Auszug seiner Schrift: ...Diese Toleranzbegründung, die der Respekt-Konzeption entspricht, ist diejenige, die die Paradoxien der Toleranz bestmöglich auflösen kann. Mit Bezug auf die Paradoxie des toleranten Rassisten impliziert sie, dass auch an Ablehnungen minimale normative Kriterien und Rationalitätsstandards anzulegen sind, so dass in Fällen von Rassismus die Forderung, der Rassist möge doch tolerant sein, die falsche Forderung ist, da man damit seine ablehnenden Vorurteile als im sozialen Rahmen hinzunehmende Urteile ansehen würde. Diese aber stellen selbst das Problem dar: Ein Rassist sollte seine rassistischen Ablehnungen überwinden, nicht »tolerant« sein. Dies zeigt: Nicht in jedem Fall ist Toleranz die beste Antwort auf Intoleranz. Die Paradoxie moralischer Toleranz wäre daher so aufzulösen, dass eine allgemeine Form des demokratischen Respekts unter Bürgern es erfordert, all die Überzeugungen und Praktiken zu tolerieren, die nicht gegen diesen Respekt – oder das Rechtfertigungsprinzip – verstoßen, obwohl man sie ansonsten vollständig oder teilweise ablehnen mag und ethisch falsch findet. Die Paradoxie der Grenzziehung wäre vermieden, wenn die Gründe, die die Grenzen der Toleranz markieren, sich selbst am Prinzip des demokratischen Respekts orientierten und die Grenze dort zögen, wo das Recht auf Rechtfertigung oder grundlegende Bürgerrechte verletzt werden.
Prof. Dr. Rainer Forst,43, befasst sich intensiv mit Grundfragen der politischen Philosophie, insbesondere mit den Begriffen Gerechtigkeit, Demokratie und Toleranz. Der Wissenschaftler wird zur jüngeren Generation der »Frankfurter Schule« gezählt. 2003 habilitierte sich Forst mit der Arbeit »Toleranz im Konflikt. Geschichte, Gehalt und Gegenwart eines umstrittenen Begriffs« aus: