Die Kulturvereinigung protestiert in einem Schreiben an die Verantwortlichen in Mittenwald, wir dokumentieren:
Sehr geehrte Damen und sehr geehrte Herren,
namens der Kulturvereinigung Leverkusen e.V. möchte ich meine Empörung zum Ausdruck bringen, dass in ihren Ort, wenige Tage nach der Errichtung ein Denkmal abgerissen wurde mit der Inschrift
»In Trauer um die Opfer der Kriegsverbrechen, die im 2. Weltkrieg von Gebirgsjägern der deutschen Wehrmacht in ganz Europa begangen wurden.
In Gedenken der unter Beteilung der Gebirgstruppe deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden.
In Erinnerung an den Todesmarsch aus dem Konzentrationslager Dachau, der am 1. Mai 1945 in Mittenwald endete.
Nie wieder Faschismus
Dem Markt Mittenwald gestiftet am 30. Mai 2009 vom AK Angreifbare Traditionspflege.
Die Steine stammen aus den Ruinen des italienischen Dorfes Falzano di Cortona. Deutsche Gebirgsjäger haben am 27. Juni 1944 das Dorf in der Toskana zerstört und 14 Dorfbewohner ermordet.
Nie wieder Krieg«
Was waren Ihre Beweggründe dazu? Wir vermuten, dass Ihre Verbundenheit mit dem »Kameradenkreis der Gebirgstruppe e.V.«, eine soldatische Traditionsgemeinschaft, die alljährlich an Pfingsten Gedenkfeierlichkeiten an einem eigens dafür errichteten Ehrenmal auf dem Hohen Brendten ausrichtet, der Grund ist. Die so genannte Brendtenfeier gilt als Deutschlands größte Soldatenfeier. Seit 2002 finden zeitgleich Gegenveranstaltungen der »Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten« (VVN-BdA) und anderer antifaschistisch, antimilitaristisch orientierter Gruppen statt. Bei Wikipedia heißt es dazu:
»Die Veranstaltungsgegner werfen dem Kameradenkreis vor, zwar ihrer verstorbenen Kameraden zu gedenken und soldatische Traditionen zu beschwören, dabei jedoch die von Gebirgsjägern im Zweiten Weltkrieg verübten Verbrechen nicht zu thematisieren, sie zu leugnen oder sogar gut zu heißen. Die Treffen der Gebirgsjäger sind umstritten, weil deutsche Gebirgstruppen während des Zweiten Weltkriegs an zahlreichen Gräueltaten und ungesühnten Kriegsverbrechen beteiligt waren. Die Gemeinde sorgte für eine Verlegung der Brendtenfeier außerhalb der Urlaubssaison, um den Schaden der Tourismusbranche durch die Gegendemonstrationen zu verringern.«
Nun wurde also auch ein Gedenkstein geschleift.
Wir fordern Sie auf, sich mit der zweifelhaften Traditionspflege der »alten Kameraden« auseinander zu setzen und sich klar und deutlich davon zu distanzieren. Wir fordern in ihrer Stadt, in welchem sich offenbar der Geist der alten Kameraden wohl fühlt, die Erinnerung an die Verbrechen, die in deutschem Namen verübt wurden, in geeigneter Form wach zuhalten.
Mit Grüßen aus Leverkusen
i.A. Manfred Demmer
stellvertretender Vorsitzender
Kulturvereinigung Leverkusen e.V.
P.S. Der Brief wird auch der Presse und der Öffentlichkeit übergeben.