Gedenkplatte Verbrechen der Wirtschaft

Stadt untersagt Verlegung einer Gehweggedenkplatte


Mit einer kleinen Kundgebung gegenüber dem Tor 1 des Chemparks in Leverkusen wurde am 14. November an die Verbrechen der Wirtschaft in der Nazizeit erinnert. Die Teilnehmer machten auf Transparenten und Plakaten den Anlass deutlich: »Kein Vergeben – Kein Vergessen: Täter haben Namen und Adressen, hier konkret: IG Farben/Bayer«, »An den Aktien klebt Blut« oder »Sie förderten die Nazis. – Sie profitierten von den Nazis«.

Im Rahmen dieser Kundgebung wollte die Kulturvereinigung Leverkusen e.V. vor dem Tor eine Gehwegplatte verlegen, die mit der Inschrift »1933 – 1945 IG Farben Verbrechen der Wirtschaft« an die Verantwortung der IG Farben und der aus ihr hervorgegangenen Nachfolgebetriebe erinnern sollte. Dies wurde von der Stadt nicht genehmigt.

Die Aktion fand im Rahmen der Rallye »Verbrechen der Wirtschaft« statt, die von der VVN – Bund der AntifaschistInnen NRW gestartet wurde. Mit der Wahl der Kundgebung, vor dem ehemaligen Haupttor der IG Farben-Betriebsgemeinschaft Niederrhein, sollten besonders auch die heutigen Mitarbeiter der dortigen Chemiebetriebe, u.a. Bayer, angesprochen werden.

In einem an sie verteilten Flugblatt wurden, unter der Überschrift »Wir erinnern an die »Verbrechen der Wirtschaft« 1933 – 1945 IG Farben – ehemals und heute wieder Bayer«, geschichtliche Hintergründe vermittelt und die bewusste Unterstützung der Nazis durch die IG Farben geschildert. Demo vor Tor 1

Ulrich Sander, Bundes- und Landessprecher der VVN-Bund der AntifaschistInnen machte in seiner Rede deutlich, dass es gut und wichtig sei an die Opfer der Nazis zu erinnern, jedoch die Täter – wie die aus den Chefetagen von Banken und Industrie – dürften nicht verschwiegen werden. Deshalb sei diese Rallye notwendig, hätten doch jene Kreise bis heute wenig für die echte Darstellung ihrer Einbindung in das faschistische Terrorsystem getan.

Fritz Kunkel, Ratsmitglied der Wählergruppe LAUF im Rat der Stadt Leverkusen, setzte sich mit dem offiziellen Umgang der Geschichte und heutigen Naziumtrieben auseinander und betonte die Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes dagegen.

Axel Köhler-Schnura von der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) nahm aus der Erfahrung der langjährigen Arbeit zu heutigen Konzernpolitik Stellung und forderte auf, aktiv für humane gesellschaftliche Verhältnisse zu streiten – gegen die ungebremste Profitjägerei.

Der Moderator der Veranstaltung, Manfred Demmer, stellv. Vorsitzender der Kulturvereinigung – der auch an die beschämende Haltung des Bayer-Konzern in der Frage der Zwangsarbeiterentschädigung erinnert hatte – beendete die Veranstaltung mit dem Gesang des »Moorsoldatenliedes«.

Im Anschluss an die Kundgebung sahen die Teilnehmer im Hause der Kulturvereinigung den Film »Rat der Götter« und diskutierten daran die Fragen wie noch konkreter die Verbrechen der Wirtschaft in das gesellschaftliche Bewusstsein gebracht werden können.

Die Kulturvereinigung Leverkusen e.V. – die am frühen Nachmittag an den Gräbern der Zwangsarbeiter und am Gedenkstein für die Opfer der Gewaltherrschaft 1933 -1945 auf dem Manforter Friedhof Blumen niedergelegt hatte – wird sich weiterhin für die Verlegung der Gehweggedenkplatte vor Tor 1 einsetzen.

Presseinformation, 15. November 2008
Manfred Demmer



Bericht in RP-online