Zum 200sten Geburtstag des Dichters und NRhZ-Redakteurs Ferdinand Freiligrath

Porträt Ferdinand Freiligrath

Im August wird die Neue Rheinische Zeitung fünf Jahre alt. Ihre Vorgängerin, am 1. Juni 1848 von Karl Marx und Friedrich Engels in Köln gegründet, musste am 19. Mai 1849 ihr Erscheinen einstellen. Ihre Herausgeber und Redakteure hatten sich nicht nur bei der Kölnischen Zeitung und deren Eigentümerfamilie DuMont, sondern durch ihre Unterstützung der ’48er Revolution vor allem beim preußischen König Friedrich Wilhelm IV. unbeliebt gemacht. Dies galt auch für den Dichter und NRhZ-Redakteur Ferdinand Freiligrath, der – am 17. Juni 1810 als Sohn einer Lehrerfamilie in Detmold geboren – mit seinen Gedichten »Trompeter der Revolution« werden wollte, deshalb verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt wurde. Hier das erste Gedicht einer Serie, die mit dieser Ausgabe beginnt. 

Gerhard Feldbauer und Peter Kleinert

Reveille

Für die Revolutionsfeier auf dem Gürzenich zu Köln, 19. März 1848

Frisch auf zur Weise von Marseille,
frisch auf ein Lied mit hellem Ton!
Singt es hinaus als die
der neuen Revolution!
Der neuen Revolution!
Der neuen, die mit Schwert und Lanze
die letzte Fessel bald zerbricht –
          Der alten, halben singt es nicht!
Uns gilt die neue nur, die ganze!

Die neue Rebellion!
Die ganze Rebellion!
Marsch, Marsch!
Marsch, Marsch!
Marsch – wär's zum Tod!
Und unsre Fahn ist rot!

Der Sommer reift des Frühlings Saaten,
drum folgt der Juni auf den März.
O Juni, komm und bring uns Taten!
Nach frischen Taten lechzt das Herz!
Nach frischen Taten lechzt das Herz!
Laß deine Wolken schwarz sich ballen,
bring uns Gewitter Schlag auf Schlag!
Laß in die ungesühnte Schmach
der Rache Donnerkeile fallen!

Die neue Rebellion!
Die ganze Rebellion!
Marsch, Marsch!
Marsch, Marsch!
Marsch – wär's zum Tod!
Und unsre Fahn ist rot!

An unsre Brust, an unsre Lippen,
der Menschheit Farbe, heil'ges Rot!

Wild schlägt das Herz uns an die Rippen –
           Fort in den Kampf! Sieg oder Tod!
Fort in den Kampf! Sieg oder Tod!
Hurra, sie sucht des Feindes Degen!
Hurra, die ew'ge Fahne wallt!
Selbst aus der Wunden breitem Spalt
springt sie verachtend ihm entgegen!

Die neue Rebellion!
Die ganze Rebellion!
Marsch, Marsch!
Marsch, Marsch!
Marsch – wär's zum Tod!
Und unsre Fahn ist rot!

Quelle: Neue Rheinische Zeitung
Bild: Wikipedia