John Heartfield Ausstellung verschoben

Eröffnung
verschoben

22.04.2020 | Eigentlich sollte die Ausstellung »John Heartfield – Fotografie plus Dynamit« am 21.03.2020 in der Akademie der Künste in Berlin eröffnet werden. Wegen der Corona-Krise musste auch diese Ausstellungseröffnung verschoben werden. Dafür wurde ein virtuelle Möglichkeit geschaffen, sich mit dem umfangreichen Werk des Künstlers, dem Begründer der politischen Fotomontage, zu befassen.

 

 «John Heartfield (1891–1968) gehört zu den innovativsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Seine politischen Fotomontagen wurden zu Ikonen im Kampf gegen den Nationalsozialismus. Bis heute sind sie von europäischem Rang und haben nichts von ihrer Sprengkraft eingebüßt.
Die Ausstellung ‹John Heartfield – Fotografie plus Dynamit› zeigt die vielen Facetten seiner Kunst von der Montage und Buchgestaltung über die Bühnenausstattung bis hin zur Fotografie und zum Trickfilm. Die Exponate zeugen von seinem raffinierten Konzept, mit den Mitteln der Werbung und der Aufklärung den Kunstkontext zu sprengen.»
(aus dem Text der Berliner Akademie der Künste zu der Ausstellung «John Heartfield – Fotografie plus Dynamit»)

«John Heartfield ist einer der bedeutendsten europäischen Künstler. Er arbeitet auf einem von ihm selbst erschaffenen Feld, der Fotomontage. Vermittels dieses neuen Kunstmittels übt er Gesellschaftskritik […]. Die Blätter dieses großen Satirikers […] werden von vielen, darunter dem Verfasser dieser Zeilen, für klassisch gehalten.»
Bertolt Brecht

«Wenn ich Fotodokumente sammle und sie klug und geschickt gegenüberstelle, wird die agitatorisch-propagandistische Einwirkung auf die Massen enorm sein.» So lautete das künstlerisch-politische Credo von John Heartfield (1891–1968). Frühzeitig hatte er als Mitglied der KPD in seinen Montagen die aufstrebende NSDAP, aber vor allem deren kapitalkräftige Unterstützer kenntlich gemacht.

Seine Bilder sind Ikonen des 20. Jahrhunderts geworden. Etwa die auf ein Bajonett gespießte weiße Taube. Auch jene Fotomontagen, die den Zusammenhang zwischen der deutschen Großindustrie und dem Aufstieg des Nationalsozialismus zeigen. Etwa: Thyssen mit einer Hitler-Marionette, darunter der Schriftzug: «Werkzeug in Gottes Hand? Spielzeug in Thyssens Hand!» Die Wirkung dieser Fotomontagen war enorm, auch weil viele von ihnen in Willi Münzenbergs Arbeiter-Illustrierten-Zeitung (AIZ) zu Titelbildern wurden. Auflage: eine halbe Million. Ebenfalls Kult sind seine Buchumschläge, die er für den von seinem Bruder Wieland Herzfelde geleiteten Malik-Verlag schuf.

1933 gelang es Heartfield, sich seiner Verhaftung durch die Nazis durch Flucht zu entziehen: Seine nächsten Lebensstationen waren Prag und London. 1950 kehrte er nach Berlin zurück – seiner politischen Überzeugung entsprechend natürlich in die DDR.

Da geriet er gerade mitten hinein in die sogenannte «Formalismus-Kampagne». Fotomontage sei keine Kunst, sondern eine spätbürgerliche Verfallserscheinung, beschied man ihm. Zudem wurde er als Westemigrant ohnehin beargwöhnt. Zum Glück setzte sich u.a. Brecht für ihn ein und er gestaltete für das Berliner Ensemble Theaterplakate, die – wie viele alte Heartfield-Fans meinten – merkwürdig zahm und altbacken wirkten.

«Heute sind rechtes Gedankengut und Agieren erneut eine reale Bedrohung und Heartfields Arbeiten von beunruhigender Aktualität.»
aus dem Text zu der Ausstellung

John Heartfield Ausstellung Fotografie plus Dynamit

Gerade in Krisenzeiten, in dem nicht nur ein Virus die Welt in Atem hält, sondern Kriege und Kriegsvorbereitungen unvermindert weiter laufen, der Klimakollaps trotz oder erst recht nach der Corona-Krise weiter gehen wird und deren Kosten absehbar von den Vielen zu Gunsten der Wenigen zu tragen sein werden, der Applaus für die «systemrelevanten» Beschäftigten abflauen wird, wenn es darum geht, für diese Berufsgruppen eine adäquate Bezahlung einzufordern – gerade in diesen Zeiten macht es Sinn, sich mit dem Werk von John Heartfield zu beschäftigen.

Gesellschaftskritik ist gerade heute unabdingbar, in einer Zeit, in der demokratische Rechte geradezu handstreichartig eingeschränkt werden und viele Menschen zurecht verunsichert sind, wenn man von der Erscheinungsebene zur Wesensebene der heutigen Geschehnisse vordringen will, so wie es John Heartfield mit seinem Werk getan hat.

Eigentlich sollte die Ausstellung «John Heartfield – Fotografie plus Dynamit» am 21.03.2020 in der Akademie der Künste in Berlin eröffnet werden. Aber im Zuge der Corona-Krise musste auch diese Ausstellungseröffnung verschoben werden. Dafür wurde eine virtuelle Möglichkeit geschaffen, sich mit dem umfangreichen Werk des Künstler, dem Begründer der politischen Fotomontage, zu befassen.

Hier geht es zur virtuellen Ausstellung:
https://www.johnheartfield.de/kosmos-heartfield

 

txt: GSt, FP
Quelle: kommunisten.de