Veranstaltungen 2005

 
)
zur Archiv-Auswahl zur Startseite (Homepage

 


Memorial Gedenkkonzert für Victor Ullmann und die Leverkusener Opfer des Nazismus

Anlässlich des 75.Stadtjubiläums, des 67. Jahrestages der „Reichspogromnacht“ und im 60sten Jahr der Befreiung von Krieg und Faschismus lädt die Kulturvereinigung Leverkusen e.V. zu MEMORIAL – einem Gedenkkonzert für die Leverkusener Opfer des Faschismus - ein.

Die Veranstaltung findet statt am

Samstag, 5. November 2005 um 15 Uhr in der Musikschule der Stadt Leverkusen,
Friedrich Ebert-Straße 41

 

Georg Klemp Viktor Ullmann

 

Georg Klemp (geb.1975) erhielt Klavierunterricht seit seinem 8. Lebensjahr. Er war 1990-95 Schüler der Musikschule Mannheim bei Prof. P. Eicher, in dessen Klasse er 1992 auch an der Musikhochschule Karlsruhe Vorstudent war. 

Nach einigen Semestern Musikwissenschaft studierte er an Dr. Hoch' s Konservatorium Frankfurt Klavier bei Wolfgang Hess. Er schloss das Studium 2002 mit dem Examen zum staatlich geprüften Klavierlehrer ab und absolvierte anschließend die Diplomprüfung für Instrumentalpädagogik an der Musikhochschule Frankfurt.

Am 23.März 2002 spielte er anlässlich des 60.Todestages des antifaschistischen Kommunalpolitikers Franz Kail im KZ Sachsenhausen in Leverkusen in der Villa Wuppermann. Dort führte er Werke von Johann Sebastian Bach , Frederic Chopin , Samuel Barber , Ludwig van Beethoven und Franz Liszt auf. Die Klaviersonate „27. April 1945“ von Karl Amadeus Hartmann bildete den Hauptteil eines Gedenkkonzertes für Karl Amadeus Hartmann und den von den Nazis hingerichteten jungen Düsseldorfer Pianisten Karlrobert Kreiten , welches Georg Klemp in einer Gedenkveranstaltung der Kulturvereinigung Leverkusen e.V. in der Musikschule in Leverkusen im November 2004 aufführte. Z. Zt. absolviert G. Klemp ein Aufbaustudium für Liedbegleitung und Korrepetition bei Prof. B. Schaeffer an der Musikhochschule Rheinland-Pfalz in Mainz.

Banner und Link zur Viktor Ullmann Homepage
Viktor Ullmann Homepage
 
Banner und Link zur Viktor Ullmann Foundation
The Viktor Ullmann Foundation

Bei diesem Gedenken wird Georg Klemp (Klavier) auch an den am 18.Oktober 1944 im KZ Auschwitz umgekommenen Komponisten Victor Ullmann erinnern, dessen 7. Klaviersonate er aufführen wird.

Die Sätze lauten:

I. Allegro-Meno - Allegro grazioso

II. Alla marcia

III. Adagio, ma con moto

IV. Scherzo-Allegretto grazioso

V. Variationen und Fuge über ein hebräisches Volkslied.

In einem weiterem Programmpunkt führt er dann drei Präludien nach Grafiken von Herbert Sandberg von Kurt Schwaen auf:

I. Solidarität

II. Nicht allein

III. Die Überlebenden

Die Veranstaltung – zu der die Stadt Leverkusen eingeladen wurde offiziell der Leverkusener Opfer des Faschismus zu gedenken – wird von Filmausschnitten und Rezitationen umrahmt, die u.a. von der Regisseurin Petra Clemens gestaltet werden.

Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei – jedoch sind Spenden (Konto: 100 00 65 27 — Bankleitzahl 375 51 440 — Sparkasse Leverkusen) zur Durchführung dieser Gedenkveranstaltung willkommen.

In dem wir Sie hiermit auf diese interessante Veranstaltung aufmerksam machen, bitten wir Sie in ihrem Bekannten- und Freundeskreis dafür zu werben.


Petra Clemens Foto
Petra Clemens


Jahreshauptversammlung der Kulturvereinigung Leverkusen e. V.

Auf ihrer Jahreshauptversammlung am 29. Oktober diskutierten die Mitglieder der Kulturvereinigung Leverkusen e. V. die in einem unfangreichen Rechenschaftsbericht nieder gelegten Aktivitäten der vergangenen beiden Jahre und berieten neue Arbeitsvorhaben. [weiter lesen]

Seitenanfang

Der Historiker Günter Judick informierte über das Leben des Arbeiterfunktionärs

Fritz Schulte

Einen interessanten Abend zur Stadtgeschichte sowie zur Geschichte der kommunistischen Arbeiterbewegung erlebten die Teilnehmer einer Veranstaltung der Kulturvereinigung Leverkusen e.V.. Der Historiker Günter Judick aus Velbert  nahm anlässlich des 75-jährigen Stadtjubiläums  die Zuhörer auf den Lebensweg des Wiesdorfer Kommunalpolitikers Fritz Schulte mit. Der Kommunist, der auch die Arbeiterwähler aus Leverkusen im Landtag und im Reichstag vertrat, wurde bisher sowohl von der Stadtgeschichte – vor Jahren wurde ein Bürgerantrag zu seiner Ehrung von der Ratsmehrheit abgelehnt –, wie in der Geschichtsschreibung der kommunistischen Bewegung als Unperson gehandelt.

Dabei war sein Wirken immer davon geprägt, die Interessen der einfachen Menschen in den Vordergrund der politischen Arbeit zu stellen. Konsequent handelnd gegen den Faschismus, mit zentralen Leitungsfunktionen in der illegalen Widerstandsarbeit der KPD betraut, geriet er in der Sowjetunion in den Strudel jener schlimmen "Säuberungswellen" unter Stalin, die zu seinem Tod in einem Arbeitslager führte. Günter Judick, der es verstand, das persönliche Schicksal des Wiesdorfer Arbeiterfunktionärs in die historischen damaligen Zeitabläufe und Umstände einzubinden, betonte, daß man sich dieses Menschen erinnern solle, weil sein Leben auch die deutsche Geschichte sichtbar machen würde, aus der man für aktuelle Entwicklungen Schlußfolgerungen ziehen könne.

Im Zusammenhang mit der Herausgabe einer Schrift über die Arbeitergeschichte der Stadt Leverkusen – einer notwendigen Ergänzung zur offiziellen Stadtchronik – wird in der nächsten Woche eine kleine Broschüre über Fritz Schulte  von der Kulturvereinigung herausgegeben. Sie kann für 3 Euro bei der Kulturvereinigung Leverkusen e.V.  erworben werden.  KultLever@yahoo.de

(Der Text der Broschüre wird hier in Kürze zu lesen sein)
Termine zum Drucken (rtf-Datei)


Seitenanfang

 

 


Gab es das?
Ein Arbeiter, ein Kommunist – Minister in NRW?

Zum 100. Geburtstag von Hugo Paul

 

In der Mahn- und Gedenkstätte Mühlenstraße in der Landeshauptstadt Düsseldorf wird an den Antifaschisten erinnert; die Stadt Hagen nennt den dort Geborenen einen „Sohn der Stadt“; die DKP würdigt ihn in ihrer Gedenkstätte auf dem Stoffeler Friedhof in Düsseldorf und sogar der Wermelskirchener CDU-Bundestagsabgeordnete Gerhard Braun widmete dem Kommunisten einige Seiten, als er 1989 über „Wermelskirchener in Deutschen Parlamenten“ eine Veröffentlichung machte.
Man sollte also meinen, dass es sich hier um einen Menschen handelt, der anlässlich seines hundertsten Geburtstages – zumal er auch noch Minister war – beachtet und geehrt würde.
Nun, auf eine Anfrage der Kulturvereinigung Leverkusen e. V., was die Landesregierung gedenke, ihrem ehemaligen Minister anlässlich seines hundertsten Geburtstages an Ehrungen zukommen zu lassen, wurde man eines anderen belehrt. Der kommissarische Referent für Kultur in der Staatskanzlei NRW teilte kurz mit, „dass meines Wissens bisher keine Veranstaltung der (neu gewählten) Landesregierung zur Erinnerung an Hugo Paul geplant ist“. Umso mehr haben nun Antifaschisten die Aufgabe, sich dieses verdienten Arbeiterfunktionärs, Kommunisten, Antifaschisten und Widerstandskämpfers, des ehemaligen NRW-Ministers, Mitglieds des Parlamentarischen Rates, Landtags- und Bundestagsabgeordneten und Mitbegründers der Einheitsgewerkschaft dankbar zu erinnern .

Wer war Hugo Paul?

Geboren wurde er am 28. 10. 1905 als Sohn eines Schleifers in Hagen. Dort besuchte er die Volksschule. Als Fünfzehnjähriger, der die politischen und sozialen Bedingungen der damaligen Zeit (Kaiserreich, 1. Weltkrieg) kennen gelernt hatte, schloss er sich der FSJ (Freie Sozialistische Jugend) an. Die FSJ hatte sich in der Auseinandersetzung über die Haltung der SPD zu den Kriegskrediten und zum Krieg herausgebildet. Neben Berlin war der Bezirk Niederrhein eine Hochburg, in dem von diesen oppositionellen Jugendlichen eine große Aktivität entwickelt wurde.

...weiter lesen

 

Auch in diesem Jahr wieder:

die ANTIFASCHISTISCHEN FILMTAGE

im Hause der Kulturvereinigung Leverkusen e. V.,
Am Stadtpark 68, Leverkusen-Manfort,
jeweils 19.30 Uhr – Eintritt frei

»Ein deutsches Schicksal: Kaplan Joseph Rossaint«

Leverkusen, 1. November 2005. Im Rahmen der »Antifaschistischen Filmtage« fand gestern Abend die Vorführung des 1987 entstandenen und im WDR gesendeten Films »Ein deutsches Schicksal: Kaplan Joseph Rossaint« statt. Der Beitrag schildert das Leben des konsequenten Antifaschisten Joseph Rossaint, der aus christlicher Überzeugung auch mit Kommunisten den Widerstand gegen die Nazis aufnahm. 1937 in dem großen Berliner Katholikenprozess zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt, erlebte er das Ende der Naziherrschaft im Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen. Dort war er wie andere Antifaschisten im April 1945 durch einen Befehl des Reichssicherheitshauptamtes und des Oberbefehlshabers des Ruhrkessel, Generalfeldmarschall Model zur Liquidierung vorgesehen und sollte - wie 71 Menschen - in der Wenzelnberg-Schlucht bei Langenfeld ermordet werden. Durch beherztes Handeln gelang es dem Remscheider Zuchthaus-Direktor ihn und andere vor der Ermordung zu bewahren. [weiter lesen]

 

Weitere Termine:
Mittwoch, 2. November 2005

Endlösung – Judenverfolgung in Deutschland

Der TV-Film schildert in einer Zusammenstellung aus Dokumentarmaterial der NS-Zeit und Interviews mit Überlebenden sowie Ausschnitten aus Propagandafilmen und des amerikanischen „Holocaust“ chronologisch den Leidensweg der europäischen Juden unter dem Nationalsozialismus

Diese deutsche Produktion aus dem Jahre 1979 hat eine Laufzeit von 92 Minuten

 

Dienstag, 8. November 2005

Leyland

Die oberbergische Region zwischen Gummersbach, Olpe und Nümbrecht wird von der einheimischen Bevölkerung bis heute noch „Leyland“ genannt. Das hält die Erinnerung wach an Dr. Robert Ley. „Reichsführer“ der NS-Arbeitsfront, nach dem Ende des Dritten Reiches einer der Hauptangeklagten bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. Seine Karriere begann Ley, Chemiker im Bayer-Werk der IG Farben in Wiesdorf-Leverkusen. Warum identifizieren sich viele Oberberger unverändert mit Dr. Ley? Der oberbergische Pietismus, dessen missionarische Quellen auf den Hofprediger und Antisemiten Adolf Stöcker zurückgehen, scheint Antwort zu geben. Wie Stöcker verkündete auch Ley naive Inbrunst und religiöses Sektierertum. Beides wusste er auf eine nachhaltige Weise mit dem politischen Glaubensbekenntnis der Nationalsozialisten zu verbinden: Führerschaft, Unterordnung, Rassenwahn. Die Folgen dieser religiös-politischen Vermischung brachten dem Oberbergischen den Ruf ein, Wegbereiter des NS-Regimes im Rheinland gewesen zu sein. Frühere Gegner des Nationalsozialismus dieser Region, jüdische Deutsche, politisch Verfolgte, Zwangsarbeiter, Kriegsverschleppte erinnern an ihr Leiden

Diese deutsche Produktion aus dem Jahre 1988 hat eine Laufzeit von 44 Minuten

Wie ich Göring eine Tomate
an den Kopf warf

Anni Over, eine Frau aus einfachen Verhältnissen, schildert in dieser Dokumentation ihre Lebenserfahrungen im Wuppertal zur Zeit der Hitler-Diktatur. Dass sie Göring eine Tomate an den Kopf warf, ist nur eine ihrer Anekdoten, die nicht immer glimpflich ausgehen. Ein lebhaftes Portrait einer wehrhaften Frau, deren große Klappe sie immer wieder in die Bredouille bringt; zugleich ein historisches Dokument über einen Menschen, dessen Widerstandswillen und Humor die Nazis nicht brechen konnten .

Diese deutsche Produktion von 1993 hat 40 Minuten Laufzeit

Termine zum Drucken (rtf-Datei)


 

Nazis stoppen

– Die Kulturvereinigung Leverkusen e.V. befragte Bundestagskandidaten des Wahlkreises:

„Was gedenken Sie konkret gegen weitere Nazizusammenrottungen in Leverkusen zu unternehmen?“

Bis zum 17. September 2005 hatte es lediglich der Bundestagsabgeordnete Dr. Richard Loske (Bündnis 90/ Die Grünen ), die Linkspartei (in Vertretung ihrer Kandidatin) und der Kandidat Karl Heinz Kunkel ( MLPD ) für nötig erachtet zu antworten.

Mit dieser Haltung offenbaren die „Volksparteien“ ihre Ignoranz jenen Menschen gegenüber, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen bereit sind und die sich dem Neofaschismus, der schon eine Blutspur von über 100 Opfern hinter sich herzieht, entgegenzustellen.

Die fatale Politik des Wegsehens wird fortgesetzt, der einstmals groß propagierte „Aufstand der Anständigen“ verkümmert zu einem „Zustand der Unzuständigen“.

In den drei Antworten wird die ernste Sorge über die weitere Rechtsentwicklung sichtbar. Hinsichtlich der konkreten Maßnahmen dagegen, finden sich unterschiedliche Vorschläge, die im Kampf gegen den Neonazismus hilfreich sein können.

Wir hoffen , dass es auf der Grundlage der Antworten möglich sein muss, noch stärker und aktiver gemeinsam gegen Neofaschismus, Rassismus und Diskriminierungen zu streiten. Auch nach der Wahl innerhalb – wie außerhalb des Parlaments.

In Leverkusen werden wir – gemeinsam mit allen anderen antifaschistische gesinnten Menschen – nicht wegsehen und mithelfen die Front gegen Rechts verstärken zu helfen.

(Weitere Informationen: E-mail KultLever@yahoo.de )


Einladung

Gedenken an Hugo Paul

Freitag, 25. November 2005, 19.30 Uhr im Hause der Kulturvereinigung Leverkusen e.V., Am Stadtpark 68
...weiter lesen
 
Seitenanfang

 

Aufruf

Als am 9. November 2004 eine Horde Neonazis durch Leverkusen marschierte, war der empörte Aufschrei groß: Die (Neo-) Nazis wollten ihren Hass ausgerechnet an einem der geschichtsträchtigsten Daten der deutschen Vergangenheit verbreiten. 1923 versuchten sich Adolf Hitler und seine Vasallen an diesem Datum an die Macht zu putschen; 1938, Hitler und die Schergen hatten das Land fest im Griff, organisierte die Naziführung die Reichspogromnacht.

Unter dem Motto "Kein Vergeben - Kein Vergessen!" wollen wir auch in diesem Jahr den Opfern der Gräueltaten der euphemistisch "Reichskristallnacht" genannten Ausschreitungen von 1938 gedenken und gleichzeitig den mittlerweile schon alltäglichen Neonazi-Terror thematisieren.

9. November 1938: Reichspogromnacht

Nach einer Serie von Verhaftungen polnischer JüdInnen in Deutschland und ihrer späteren Abschiebungen schoss der junge Herschel Grynspan am 7. November aus Angst um seine Familie den deutschen Diplomaten von Rath nieder.
Die Führungsriege der Nazis verklärte die Verzweiflungstat Grynspans zu einem "Attentat des Weltjudentums" und sah darin die Legitimation für ihr perfides Vorhaben: Über ihren Propaganda-Apparat schürten sie im ganzen Land antisemitische Stimmungen und bereiteten landesweite antijüdische Aktionen zur Einschüchterung und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung vor.

Bereits am Abend des 7. Novembers ergingen konkrete Anweisungen an sämtliche NS-Verbände, wie die geplanten Ausschreitungen auszusehen hätten:
Im ganzen Land sollten demnach "spontane" antijüdische Versammlungen, Kundgebungen und Aufmärsche organisiert werden, aus denen heraus SA-Männer in Zivilkleidung jüdische Wohnungen, Geschäfte und Synagogen angreifen sollten.

Dann zwei Tage später, am 9. November 1938, begannen die mehrtägigen Pogrome. Innerhalb von vier Tagen wurden fast 8.000 jüdische Geschäfte geplündert und zerstört, mindestens 267 Synagogen wurden niedergebrannt oder gesprengt.
Zeitgleich wurden über 25.000 JüdInnen verhaftet. Während 91 Menschen jüdischen Glaubens direkt ermordet wurden, deportierten die Nazis weitere 3.000 von ihnen in Konzentrationslager (KZ). Viele fanden dort den qualvollen Tod durch Zwangsarbeit oder Massenmord in den Gaskammern.

Währenddessen in Leverkusen.

Auch Leverkusen war in das NS-Regime vollends integriert. Die Strukturen der Nazis vor Ort unterschieden sich kaum von anderen Städten. Eine Besonderheit Leverkusens stellten jedoch die hier ansässigen IG-Farben Werke dar, dem Vorläufer der heutigen Bayer AG.
In den Werken wurden tausende ZwangsarbeiterInnen unter unmenschlichsten Bedingungen für die deutsche (Kriegs-) Industrie ausgebeutet und mussten sich zu Tode schuften.
Die Tochterfirma der IG-Farben, DEGESCH vertrieb das Giftgas "Zyklon B" - jenes Gas welches zum qualvollen Tod von Millionen von Menschen in den Gaskammern der KZs führte.

9. November 1938 - Leverkusen

Parallel zu den landesweiten Pogromen schlug der nationalsozialistische Mob auch hier bei uns in Leverkusen zu: Schon am 8. November wurden im gesamten Stadtgebiet antijüdische Kundgebungen organisiert.

Einen Tag später erreichte eine Direktive der Gestapo-Leitstelle Düsseldorf die örtlichen Polizeireviere, in der beschrieben wurde, wie sich die Polizei bei den bevorstehenden Gewaltexzessen zu verhalten habe:
So sollte sichergestellt werden, dass "nichtjüdische" Geschäfte geschützt werden und Brände so gelegt werden, dass das Feuer nicht auf andere Gebäude übergreift. In der Nacht auf den 10. November warfen Mitglieder der Leverkusener NSDAP die Fensterscheiben sämtlicher jüdischen Geschäfte in Wiesdorf ein und verhafteten zwei JüdInnen.

In derselben Nacht begann der Ortsgruppenleiter der NSDAP Opladen ebenfalls Übergriffe zu organisieren. So begab er sich noch in der Nacht gemeinsam mit drei weiteren NSDAP-Mitgliedern und einem Polizisten zur Synagoge in der heutigen Altstadtstr. und verwüstetete dort die komplette Inneneinrichtung. Anschließend wurde die Synagoge von der Opladener Bevölkerung geplündert.
Am nächsten Tag postierten sich SA-Angehörige und NSDAP-Mitglieder vor der Synagoge und versuchten immer wieder Passanten, besonders Kinder zu animieren, Fensterscheiben einzuwerfen und Feuer zu legen.

Am Nachmittag war es dann soweit, die Synagoge stand in Flammen. Als die Feuerwehr schließlich eintraf, war nichts mehr zu retten: die Synagoge war bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Lediglich ein Übergreifen des Brandes auf benachbarte Gebäude wurde verhindert. Ein beteiligter Feuerwehrmann berichtete später, dass es Befehle gab, die ein Ausrücken solange hinauszögerten, bis sichergestellt sei, dass von dem jüdischen Gebäude nichts mehr übrig bleibe.
Gleichzeitig wurden in Opladen neun JüdInnen festgenommen, von denen einige in Konzentrationslager deportiert wurden.

2005 - das Jahr der Gedenken

Im Jahr 2005, 60 Jahre nach Kriegsende, erfasste die BRD ein großer Sog von "Gedenkveranstaltungen" jeglicher Couleur. Ob staatlich organisierte, zentrale Veranstaltungen wie zum 8. Mai in Berlin oder vor allem die vielen regionalen, von der Gesamtöffentlichkeit weniger wahrgenommenen Kundgebungen und Demonstrationen.

Was positiv begann, entwickelte sich zusehend zu einer immer unheimlicheren Art des Gedenkens. Weniger die Schrecken der Nazi-Diktatur, oder der millionenfache industrielle Massenmord in den zahlreichen Konzentrationslagern fanden ihre Erwähnung, stattdessen wurden die "deutschen Opfer" ins Zentrum der Öffentlichkeit gerückt. Multimedial wurden Themen wie "Krieg an der Heimatfront" oder "Die Bombenhölle von Dresden" aufbereitet. Ob NSDAP-Mitglied, SA-Schläger oder Wehrmachtssoldat, kollektiv wurden nach und nach alle zu Opfern, wahlweise des "Verführers Adolf Hitler" oder der "Rache" der Alliierten. Kein Wort mehr davon, dass sich die NS-Führungsriege auf breite Unterstützung in der Bevölkerung berufen konnte; dass sich Massen freiwillig meldeten, um gegen "Bolschewismus und Judentum" in den Krieg zu ziehen oder als SS-Sadist in KZs zu foltern und zu morden.

Hand in Hand gingen dabei bürgerliche Kräfte mit den Konservativen und Rechtsextremisten. So ist es weniger verwunderlich, als vielmehr erschreckend, dass Holger Apfels (NPD) Äußerungen im sächsischen Landtag, als er die Angriffe der Alliierten auf deutsche Städte als "Bombenholocaust" bezeichnete, Applaus und Zustimmung auch aus der so genannten Mitte der Gesellschaft ernteten.Getragen von diesem Zuspruch marschierten zwei Wochen später 5.000 Neonazis durch Dresden.

Auch in Leverkusen versuchten die Neonazis ihr verqueres Geschichtsverständnis in die Öffentlichkeit zu tragen. So marschierte am 9.November 2004 die extreme Rechte unter dem Motto "Gegen einseitige Vergangenheitsbewältigung" und verhöhnte mit Rufen wie "Die schönsten Nächte überall, sind die Nächte aus Kristall" die Opfer von NS-Verbrechen. Wenige Monate später, bei ihrem dritten Aufmarsch in Leverkusen, verherrlichten sie den verurteilten Kriegsverbrecher Rudolf Heß als "Friedensflieger".

Wer, den Opfern des Faschismus ernsthaft gedenken will,
muss sich bewusst sein, dass deutsche Täter keine Opfer sind.

Es ist und bleibt daher wichtig, Geschichtsrevisionisten aus der Neonazi-Szene
und auch aus der bürgerlichen Mitte entschieden entgegenzutreten.

Deshalb:

Lasst uns am 9. November 2005 gemeinsam auf die Straße gehen,
um den Opfern des Faschismus zu gedenken und ein Zeichen
gegen Revisionismus und Neonazismus zu setzen.

Geschichtsrevisionismus bekämpfen!
Kein Fußbreit dem Faschismus!

Antifaschistische Aktion LEVerkusen - [AALEV],
Oktober 2005

Unterstützt wird der Aufruf durch:
Kulturvereinigung Leverkusen e.V.,
Initiative 9. November und versch. Einzelpersonen

Aufruf als PDF war mal bei http://aalev.antifa.net zu finden

Brennende Synagoge in Essen
 
   
 
Eine Synagoge in München nach der Pogromnacht  
   
 
Plünderer  
 
Zerstörte Geschäfte in Hannover  
 
Synagoge in Darmstadt  
 
Synagoge in Kaiserslautern nach der Sprengung  
 

IG Farben: Millionen verdient am Tod von Millionen

 







Seitenanfang


- Kulturvereinigung Leverkusen e.V. - Am Stadtpark 68 - 51373 Leverkusen - KultLever@yahoo.de
Für den Inhalt externer Links sind wir nicht verantwortlich.